Deutschland
und damit auch weite Teile der Welt befinden sich in der Krise. Die Bau-,
Lebensmittel-, Kraftstoffpreise steigen enorm, zudem ist in manchen Bereichen die
Versorgungssicherheit in Gefahr. Doch wie kam es dazu? Liegt es wirklich allein
am russischen Überfall auf die Ukraine? So schlimm und barbarisch es in der
Ukraine auch zugehen mag, so ist dies wohl kaum der einzige Grund und kann
nicht für alles als Erklärung herhalten.
Wir haben es doch noch in Erinnerung, dass Baupreise schon seit zwei Jahren
deutlich ansteigen. Wir haben auch noch nicht vergessen, dass Lieferketten in
vielen Bereichen abgerissen sind lange bevor Putin seinen Einmarschbefehl
erteilte. Der Ukrainekrieg legt nun nur noch eine gehörige Schippe oben rauf.
Schnell wird klar, dass wir von Importen aller Art abhängig sind und ganz besonders durch die hohen Gasimporte politisch erpressbar sind. Mit anderen Worten, wir stellen fest, wo die politischen Fehler der vergangenen Jahrzehnte begangen wurden, die wir als Bevölkerung mehrheitlich mit getragen haben. Dabei war es doch so angenehm unter dem Deckmantel der Globalisierung immer den leichteren Weg zu gehen und stets beim billigsten Anbieter zu kaufen – ohne Rücksicht auf Ethik, Menschenrechte und das Überleben unseres Planeten. Schon vor Jahrzehnten haben wir Gas und Öl aus der Sowjetunion bezogen und bezahlt, womit wir im Westen die Rüstung im Osten finanziert haben. Um gegenzuhalten, haben wir im kalten Krieg für immenses Geld auch unser Militär hochgefahren. Da hätten wir wohl besser damals schon auf heimische erneuerbare Energien gesetzt und gegebenenfalls diese subventioniert. Volkswirtschaftlich wäre das bestimmt billiger gekommen und wir könnten heute Vorreiter im Klimaschutz sein.
Doch diese Zeit ist vorbei, und diese Gelegenheit haben wir verpasst. Nun gilt es aus der Erfahrung zu lernen, die richtigen Schlüsse zu ziehen, und für die Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir müssen uns auf wirkliche Werte besinnen – weg vom blinden Konsum. Wir müssen unsere Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit trimmen. Das muss alle Lebensbereiche beinhalten – ganz egal ob in der Medizin, in der Ernährung, im Konsumverhalten oder im Umgang mit der Energie.
Ein Großteil meiner Energieberater-Kollegen und ich sind bereit auf dem Energiesektor nicht nur unsere Plicht zu tun. Mit unserem Know-how und unserem Esprit tragen wir dazu bei die Energiewende zu beflügeln. Wir halten nicht nur den Kontakt zur Bevölkerung, denn wir sind fest darin verwurzelt. Wir wissen welche Maßnahmen was bewirken. Um die fossilen Energieträger auf dem schnellsten Weg aus unserer Gesellschaft zu verbannen, haben wir die erforderlichen Technologien und die dafür erforderlichen Finanzen. Mit der richtigen Platzierung von Geld und Technik und auch noch mehr Beweglichkeit in unseren Behörden (beispielsweise bei Genehmigungen) können wir großes bewirken und die Krise als Chance nutzen, um gestärkt daraus hervorzugehen.
Wir verwehren uns auch vehement dagegen jede politische Entscheidung und jede Änderung in den Regelwerken schlecht zu reden – ganz egal ob es sich um technische Richtlinien, Zuschussprogramme oder Gesetze handelt. Wir freuen uns aber darauf was unsere Fachgebiete betrifft mit eingebunden zu werden, um mit Fachkompetenz und frei von Lobby-Interessen mitgestalten zu können. Vermutlich sind Fehltritte zu erwarten, denn den Weg, den wir aktuell beschreiten ist noch keiner zuvor gegangen. Doch es liegt in unserer Hand diese zu einem Instrument mit maximal positivem Ergebnis zu verwandeln.
Unterstützungen für alle Bevölkerungsschichten wie aus der Gießkanne, um die Leute bei Laune zu halten, erscheinen wie „Brot und Spiele“ im römischen Reich. Dieses ist daran zugrunde gegangen, was wir für unser Land vermeiden müssen. Es ist legitim von mündigen Staatsbürgern in einer angespannten Zeit auch Opferbereitschaft zu erwarten, was fundiert und offen zu kommunizieren ist. Wer jedoch nicht an die blühende Zukunft nach der Krise glaubt, der wird auch keine Opfer bringen.
Ich hoffe nicht nur auf einen Schulterschluss in unserer Heimat sondern auch auf einen Ruck der durch unsere Gesellschaft geht, um diese gemeinsam nachhaltig umzubauen. Jetzt ist der Zeitpunkt um zu Handeln bevor der Krisenmodus zum Normalfall wird.